Herzinsuffizienz beim Hund – ein Praxisbeispiel

Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Bericht betiteln soll. „Dem Hund beim Sterben zusehen“ oder „eine brutale Krankheit“ waren zwei Ideen. Ich möchte kurz schildern, wie der Krankheitsverlauf bei meiner Hündin Emma war. Einerseits soll es Betroffenen zeigen, was möglicherweise auf sie zukommt, andererseits ist es Therapie für mich, denn meine geliebte Emma musste vorgestern eingeschläfert werden.2012-01-15 13.33.13

Emma kam am 17.12.2011 zu uns. Über „Beagle in Not“ stand sie als aussortierter Zuchtbeagle zur Vermittlung. Es war Liebe auf den ersten Blick und wir fuhren von Norddeutschland nach Bayern, um Emma von der Pflegestelle abzuholen. Emma war ein sehr ängstlicher Hund und begann häufig zu zittern, insbesondere dann, wenn es laut wurde (sie kannte keine Autos, keine Geschirrspüler, keine Flugzeuge etc.). Von anderen Hunden wollte Emma nichts wissen.

Eine weitere Einschränkung war, dass Emma nicht laufen konnte. Sie wusste einfach nicht, was das ist. Vermutlich, weil sie ihre ersten 6 Lebensjahre im Zwinger verbracht hat. Emma hatte jedoch vom ersten Tag Vertrauen zu uns, lief extrem gut an der Leine und hörte aufs Wort. So lief sie relativ schnell ohne Leine und hat nach ca. 3 Monaten ihren ersten Sprint hingelegt. 🙂

Die Krankheit
Im Frühjahr 2012 kam Louise, eine zweite Beaglehündin dazu. 2013 sollten die beiden kastriert werden. Im Laufe der Voruntersuchung wurde festgestellt, dass Emmas Herz nicht in Ordnung sei. „Muss mal untersucht werden“ sagte die Ärztin. Physisch war Emma nichts anzumerken. Sie peste über die Koppeln und hatte richtig Spaß dabei. Hier im Januar 2016:

Mitte 2015 folgte dann die nächste OP und Emmas Herz wurde per Ultraschall untersucht. Dabei stellte die Tierärztin eine schwere Herzinsuffizienz fest und meinte, dass Emma „keine gute Prognose“ hätte. Ich habe die Tierärztin nicht gefragt, was damit gemeint sei. Ich wollte einfach jeden Tag mit Emma genießen und keine Angst haben, sie bald zu verlieren. Schließlich ging es ihr prima. Wir absolvierten jeden Morgen 10 Kilometer und Emma hatte mächtig Spaß zu sprinten!

Das änderte sich zum Jahresende 2015: Emma fing aufgrund eines sich bildenden Lungenödems an zu husten und war ab und an unmotiviert, morgens zu laufen. Die Tierärztin empfahl, Herztabletten und Tabletten zur Entwässerung zu geben. Diese nahm Emma ohne Murren über ihr Futter auf und wir liefen meistens weiterhin unsere 10km. Es mehrten sich jedoch die Tage, an denen Emma nur eine kleine oder eben gar keine Runde laufen wollte. Am 11. Mai 2016 liefen wir zum letzten Mal die große Runde. Danach spielte sich unser Leben im Garten oder in der näheren Umgebung ab. Am 24.5. entstand dieses Video:

Selbst wenn ich mit Emma zu Ihren Lieblingsplätzen fuhr, lief sie meist nur 10 Meter und wollte dann zurück ins Auto. Emma zog sich immer mehr zurück. Statt mit mir abends auf dem Sofa zu liegen, zog sie ihren ruhigen Schlafplatz vor. Wurde sie nachts sonst wach, wenn ich auf Toilette ging, schlief sie nun einfach durch.

Ab dem 10. Juni 2016 wollte Emma morgens nichts mehr fressen, so dass man zunächst mit Überzeugungsarbeit und später mit Leberwurst und anderem Futter daran arbeiten musste. Meine Gedanken schwankten zwischen „Das Jahr wird sie nicht überleben“ und „trotz Ihrer Einschränkungen (mehrfach täglich Tabletten, ihr Husten, ihre Unlust zu laufen) kann sie noch ein, zwei Jahre leben“. Umstehenden fiel auf, wie schwach und träge Emma war. Als ich von ihrer Krankheit berichtete, fragten viele, ob ich wieder einen Hund haben will. Das hat mich enorm gestört! Emma war da und Emma war mein Ein und Alles!

Am 20. Juni 2016 wollte Emma gar nicht mehr futtern und ich merkte, dass es ihr nicht gut ging. Als ich mit ihr zu ihrer ehemaligen Lieblingswiese gefahren bin, wälzte sie sich immerhin im Gras. Abends wurde sie von Andrea osteopathisch behandelt. Sie genoss die Behandlung sichtlich und danach ging es ihr wesentlich besser. Es fiel immer häufiger auf, dass Emma einen „langen Hals“ machte, d.h. sie reckte ihre Schnauze vor. Insbesondere im Auto, wenn ich die Klimaanlage laufen lies.

emmchen

 

Am 24. Juni 2016 wollte Emma den ganzen Tag nicht laufen und rührte auch ihr Futter nur sehr verhalten an. Dafür knabberte sie immerhin im Garten bei Nieselregen unter dem Gartentisch an Ihrem Knochen. Samstag, den 25. Juni 2016 wollte sie morgens nichts fressen und nichts trinken. Um 11 Uhr wurde sie nochmals von Andrea behandelt. Als sie um 12:30 Uhr wieder zurück gebracht wurde, ging sie sofort in den Garten und wollte ihre Ruhe haben. Danach ging sie ins Haus und kam erst um 15:30 Uhr wieder runter. Sie verkroch sich im Garten. Ihr Zustand bereitete mir Sorgen, obwohl sie nicht auffällig hechelte oder atmete (zwar mit der Schnauze nach oben, aber nicht panisch/hektisch).

Auf dem AB der Tierärztin wurde angegeben, dass um 18 Uhr Notdienst sei. Als wir kurz nach 17 Uhr losfahren wollten, lief Emma eigenständig zum Auto und sprang auf ihren Sitz. Während der Autofahrt hechelte sie hektisch und angekommen beim Tierarzt sah ich zwei Ziehfäden an den Lefzen runter hängen. Ihre Lefzen waren bläulich-weiß. Beim Laufen taumelte Emma. Die Tierärztin versuchte Emma noch zu retten, aber kurze Zeit später entschieden wir uns, Emma von Ihrem Leid zu erlösen. Als ihr Herz zu schlagen aufhörte, lief ein ganzer Schwall Wasser aus ihrer Schnauze. Trotz Entwässerungstabletten trug sie so viel Wasser mit sich herum…. Es war einfach nur schrecklich.

Innerhalb von nur zwei Monaten hat Emma sehr stark abgebaut. Noch am Tag ihres Todes war mir nicht klar, dass es ihr so schlecht geht. Hätte ich die Lefzen eher kontrolliert, hätte man ggf. früher eingreifen und eine Entwässerung einleiten können. Andererseits liest man im Internet auch von solchen Fällen, in denen trotzdem ein Erstickungstod eingetreten ist. Ich bin froh, dass ich mit Emma bereits vor der Tierarztpraxis stand, als es ihr wirklich schlecht ging. So musste sie nicht ersticken. Falls Ihr einen Hund mit einem Lungenödem habt und der Hund nicht fressen möchte, solltet Ihr den Hund aufmerksam beobachten und die Lefzen kontrollieren. Sind diese heller als üblich, fahrt zum Tierarzt.

Emma, Du fehlst mir!

9 Responses to “Herzinsuffizienz beim Hund – ein Praxisbeispiel”

  1. Tut mir echt Leid Dirk. Musste meine ja auch am 2.5.2016 nach 15 Jahren einschläfern lassen. Ich drück dich.
    Meine fehlt mir auch sehr.

    Gruß
    Olli

  2. Hi Olli, vielen Dank! Ich hätte Seven gerne mal kennengelernt. Sie passt jetzt vielleicht auf Emma auf. Liebe Grüße, Dirk

  3. Alles was du schilderst, kenne ich .
    Und 7ch sitze hier und mir kommen die Tränen.
    Genau das habe ich mit meinen 1. Hund ,Benny durch gemacht .
    Das war 2015 .
    Aber genau wie du beschieden hast ,erging es meinen Benny.
    Ich wollte auch nicht das er ,ersticken muss.
    Habe ihn erlöst .
    Seh immernoch unseren letzten Gemeinsamen Tag vor mir.
    Und abends ,
    Abends, ,,,war er ….erlöst…

    Und heute ,gerade jetzt
    Hab ich wieder einen Hund
    10 Jahre alt
    Er kommt aus Rumänien
    ES Ist das 3 Jahr bei mir
    Und sein Herz ,auch krank ,
    Er bekommt, herztabletten,Wasser Tabletten, Schilddrüse Tabletten und ,und ,und ,,,
    Und ich habe so eine große Angst ,vor dem was jetzt auf mich zukommt. ..
    .

    Alles liebe und gute für Dich ,

  4. Lieber Hundefreund,
    heute habe auch ich mit ähnlichem Verlauf mein geliebtes Dackelmädchen aufgrund eines Lungenödems verloren.Es ist heute geschehen, dass sie von mir ging und ich bin durch Zufall(oder Fügung) auf Ihre Geschichte mit Emma gekommen.Ich versuche es zu verarbeiten, weil mich Vorwürfe plagen und ich nicht rechtzeitig verstanden habe, was ihr wirkliche Probleme bereitete.
    Ihre Emma bleibt unvergessen und ich danke Ihnen hiermit für Ihren Beitrag hier im Internet.

  5. Hallo Martina, 🙁
    wenn eine geliebte Wegbegleiterin stirbt, sind es die schlimmsten Momente des Lebens. Mir hat es geholfen, daran zu denken, wie schön es Emma bei mir hatte und wie schön ich es mit ihr hatte. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber meine Hoffnung ist es, Emma irgendwann wieder zu sehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Tod Ihres Dackelmädchens gut überwinden! Es hatte sicher ein wundervolles Leben bei Ihnen.

  6. hallo emmas „papa“,

    mein geliebter hund kam im jahre 2005 im alter von ca 3 jahren aus spanien. bei einer routineuntersuchung drei monate später wurden herzgeräusche festgestellt.diagnose- herzklappeninsuffizienz.
    empfehlung- kein übergewicht, ausreichend bewegung, gute ernährung. dann könnte man alles herauszögern.
    vor ca fünf jahren kam das erste herzmedikament. vor ca drei jahren wurde dieses auf ein stärkeres umgestellt.kurz danach gab es ein weiteres medikament.
    diagnose beginnendes lungenödem im dezember 2019. entwässerungstabletten.
    jetzt im juli im alter von über 17 jahren hat sich der herzhusten verschlimmert. keine verschlechterung des lungenödems.
    erklärung- die pumpe will einfach nicht mehr. der muskel ist alt. es kann morgen so weit sein, vielleicht aber auch erst weihnachten.
    ich habe große angst davor, ohne mein dickerchen zu sein. er ist über 17, aber es ist immer zu früh.
    wenn er über die regenbogenbrücke geht, wird er dort von meiner hündin erwartet. und ich bin sicher, er wird auch emma kennenlernen. denn er liebt hunden- und menschendamen über alles.er ist halt ein spanischer charmeur.^^
    ich glaube, die zeit heilt nicht die wunden, sondern man lernt nur, damit zu leben. ich vermisse meine hündin nach eineinhalb jahren immer noch. und mit meinem dickerchen wird es nicht anders sein.

    ich wünsche uns allen, dass wir hinter der regenbogenbrücke erwartet werden. dort wird es noch schöner werden als wir es hier zusammen hatten.

    ich fühle mit euch allen, die ihren seelenhund und/oder lebensbegleiter auf vier pfoten verloren haben. fühlt euch gedrückt.

  7. Ich habe meinen kleine Helden „Quincy“ mit 15 1/2 am Sonntag 07.03.2021 gehen lassen. Hatte vorher keine Auffälligkeiten, jeder Urlaub, jeder Weg…. alles meisterte er ohne Probleme, am Donnerstag 04.03.2021 erster Schwächeanfall beim Gassi gehen, Donnerstag abend dann nach paar Schritten hechelte er wie nach einem Marathonlauf, dann Notdienst, Freitag wieder Atemnot, wieder Notdienst, Samstag wieder Notdienst, Tablettengabe wurde erhöht + Herzmedikament + ACE Hemmer. Sonntag wieder Notdienst, danach hat er zum ersten Mal nach 2 Tagen wieder was gefressen und dann Nachmittags noch Bioresonanz bei der TIerheilpraktikerin, plötzlich ging es ihm besser, kaum daheim angekommen, kippte er wieder um, konnte sich kaum auf den Beinen halten. Mein Freund und ich haben gemerkt es geht zu Ende, haben ihm gesagt, das es okay ist wenn er geht, auch wenn wir traurig sind. Darauf hin lockerten sich seine Verspannungen er seufzte erlösend auf und nach kurzer Zeit hörte sein Herz auf zu schlagen. Er war immer fit, sein Blutwerte ein Traum… und wir dachten wir werden noch so einiges mit ihm erleben, und plötzlich ging allse so schnell. Wir hoffen nur das er keinen Schmerzen hatte, Wasser hatte er nur noch wenig. Er ist jetzt bei euren Lieblingen und kann wieder voller Kraft rumrennen und einfach Liebe und Putzigkeit verbreiten, so wie er es überall gemacht hat. Ich vermisse ihn so sehr und kann es leider noch nicht wirklich begreifen, das er nicht mehr da ist. Jeder Tag erscheint jetzt so sinnlos ohne ihn.

  8. Ich habe letzte Woche meine kleine Maus HONEY an ihrem 14. Geburtstag erlösen müssen, sie wäre sonst erstickt. Seit 2 Jahren bekam sie Herztabletten, Geräusch am Herz. Vor 3 Monaten festgestellt, dass das Herz größer geworden ist und auf die Bronchien drückt. Mehr Medikamente fürs Herz und entwässerungstabletten. Letzt Woche plötzlich kurzatmig, zum Tierarzt, Röntgen, Entwässerung gespritzt, es wurde nicht besser, abends in die Tierklinik, dort war sie 3 Tage am entwässerungstropf und in der Sauerstoffbox..wurde nicht besser, das Wasser in der Lunge ging nicht mehr weg…sie konnte außerhalb der Box nicht mehr richtig atmen…ich erlöste sie. Es tut so unendlich weh, ich mache mir solche Vorwürfe, ob ich im Vorfeld was falsch gemacht habe, wieso kann es trotz Entwässerungstabletten zu einem Lungenödem kommen?

  9. Ich habe auch meinen Hund Oscar am 16.02.2023 von seiner Herzinsufizentz und mit Wasser in seiner Lunge verlohren. Es ist einfach eine schlimme lange andauernde Krankheit. Und man ist dagegen machtlos und leidet die ganze Zeit mit. Es ist einfach nur fuhrtbar mit an zu sehen, wie der Anz Herz gewachsene Hund der über alles geliebt wird von uns allen Abschied nimmt. Übrig bleibt nur eine große Lücke und Stille die sich in der Wohnung ausbreitet. Allen Hundebesitzer wünsche ich für euch und euren Hunden, viele, viele wunderschöne Zeit und Jahre.

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